Page 25 - ZSG Bordmagazin 2021 - Zürichsee Schifffahrt
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2020 wurden die Fluss- und Seeufer der Stadt Zürich ausgezeichnet. Warum? Die nahezu nahtlose Abfolge attraktiver Freiräume steht der Bevölkerung das ganze Jahr zur Verfügung. Einzelne Anlagen wie die Quaianlagen sind von grossem historischem Wert, andere sind unlängst dazugekommen oder wurden kürzlich erneuert, nicht zuletzt mit dem Ziel, die ökologischen Werte zu fördern.
Was macht die Zürcher Ufer so speziell? An den Fluss- und Seeufern stossen verschiedenste Interessen und Eigentumsverhältnisse aufeinander. Den Anlagen ist ablesbar, dass sich eine gute Zusammenarbeit über institutionelle Grenzen hinweg lohnt. Stadt und Kanton tragen den Fluss- und Seeufern Sorge und entwickeln sie gleichzeitig schöpferisch weiter.
Ein besonders gelungenes Beispiel? An der Sihl wurde Lebensraum für Tiere und Pflanzen geschaffen und gleichzeitig die Attraktivität für Erholungssuchende erhöht. Bis vor einigen Jahren ragten Parkdecks über den Fluss, heute ist der Gewässerabschnitt renaturiert und über Stufen zugänglich. Zudem ist das Gebiet vor allfälligen Hochwassern geschützt.
Einst gab es vom Zürichhorn bis zur Landiwiese nichts als Sumpf und Schilf. Sind Gärten nicht einfach ein Trostpflaster? Das kommt auf die Perspektive an. Bis ins 19. Jahrhundert hat sich die Stadt Zürich auf die Limmat als wichtigen Verkehrsweg ausgerichtet. Die Zuwendung zum See mit dem Bau der Quaianlagen war bedeutend für die Entwicklung der Stadt: Zürich wurde damit grossstädtisch und erlebte einen enormen wirtschaftlichen Schub. Es entstanden Villen und prächtige Gärten am See und die Stadt leistete sich Promenaden und Grünanlagen sowie mit den unweit davon gelegenen Einrichtungen Theater (heute Opernhaus) und Tonhalle wichtige kulturelle Stätten.
Welche Rolle spielte Gartenkultur früher? Im 19. Jahrhundert waren soge- nannte Ziergärten eine Prestigesache, mit der ihre Besitzer Reichtum und Welt- gewandtheit zeigen konnten. Das Erbe dieser Zeit prägt Zürich bis heute. Die vielen exotischen Bäume, die damals mit der neu erwachten Lust an Botanik und Artenreichtum hierher gelangten, waren regelrechte Schätze, die man sich leisten musste – und wollte.
Und heute? Gärten sind nach wie vor ein wertvolles Gut. Zudem wächst die Erkenntnis, dass wir grüne Freiräume – vor allem auch in der Stadt – brauchen. Als Orte der Erholung und Bewegung, aber auch als Refugium für die Biodiversität und als Puffer für die Auswirkungen der Klimaveränderung.
Zurück zum Ufer, einem beliebten Naherholungsgebiet. Kommt es da nicht automatisch zu Konflikten zwischen Natur und Mensch? Das ist nicht auszuschliessen. Der Mensch will sich erholen, die Natur braucht Rückzugs- möglichkeiten. Die von Stadt und Kanton Zürich realisierten Anlagen überzeugen aber genau durch Lösungen, denen eine Abwägung der unterschiedlichen Bedürf- nisse zugrunde liegt. Mancherorts sind sie einfach, aber bestechend. Zum Beispiel beim Oberen Letten, wo der grobe Schotter entlang des Fusswegs den Eidechsen, die hier leben, als Lebensraum dient. Die Badenden lassen ihnen ihre Ruhe, da es unangenehm ist, mit nackten Füssen über die scharfkantigen Steine zu laufen. fb
SWISS HERITAGE SOCIETY PRIZE
In 2020, the city and canton of Zurich were awarded the SCHULTHESS GARTENPREIS by the Swiss Heritage Society for their shared efforts in conserving and sympathetically developing Zurich’s river and lake shores. The exemplary cooperation has created high-quality spaces for both people and nature. The fact that kingfishers and beavers make use of Zurich’s shores alongside humans is a symbol of the successful partnership between the city and canton of Zurich.
heimatschutz.ch/schulthess- gartenpreis
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Bilder: Schweizer Heimatschutz