Page 32 - ZSG Bordmagazin 2022
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Reise zum Ende der Nacht
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Nach dem Zweiten Weltkrieg erwachte auch die Schweiz aus einem Albtraum. Symbolisch dafür waren die Fahrten auf die Rigi, wie sich Walter Finkbohner (1) erinnert. Jetzt werden die Fahrten wieder aufgenommen. Und Finkbohner ist wieder dabei.
«Eben noch war Krieg, Entbehrung, Verdunklung und Nacht über Europa und der Welt. Und dann das.» Mit «und dann das» ist die erste Fahrt mit Schiff und
Bahn von Zürich über Wädenswil und Arth Goldau auf die Rigi, hin zum Sonnen- aufgang gemeint. «Ich war 1947 ja noch ein ganz kleiner Bub. Aber ich erinnere mich an die fiebrige Erwartung der Menschen, mit denen ich an der Hand meiner Mutter im Tram zum Bürkliplatz fuhr, wo wir eingeschifft wurden», sagt Walter Finkbohner, ein Urgestein des öffentlichen Verkehrs der Schweiz.
Mit leuchtenden Augen erzählt der 79-Jährige vom Gefühl der Freiheit auf dem See, von winkenden Menschen, vom lauen Fahrtwind und einem blauen Band, das um den Kamin des Dieselschiffs «Wädenswil» (2) gemalt war. «Das habe ich nie mehr vergessen. Und es gab Wienerli!», erzählt Finkbohner. «Während des Krieges war Fleisch sehr rar, meistens musste man sich eine Wurst unter der ganzen Familie aufteilen. Und jetzt verteilten sie jedem, sogar jedem Kind, auf dem Schiff ein ganzes Wienerli! Luxus pur.»
Luxuriös dann auch die fast voll verglasten Triebwagen der Südostbahn (3), mit der die Passagiere von Wädenswil nach Arth Goldau gefahren wurden: «Man konnte nach vorne zum Lokführer gehen und vor allem mussten wir nicht in der