Page 15 - Bordmagazin 2023 ZSG
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Flashback
«THE LITTLE PRINCE»
For over forty years, Trudi and hus- band Peter W. Loosli travelled the country with their puppet theatre. One of their most successful produc- tions was Antoine de Saint-Exupéry’s «The Little Prince». The original puppet from those early days still exists – and now takes to the stage in the puppet theatre run by their son Tobias Loosli and his wife Lois. In December last year, the Loosli pup- pet theatre was back on board a ZSG boat, and another special puppetry cruise is being planned for this year.
looslispuppentheater.ch
Bilder: Jesca Li, Archiv Peter W. und Trudi Loosli
in Zürich», erinnert sich Trudi Loosli. Das hölzerne
Köpfchen des Prinzen liessen sie von einem Profi
herstellen; ein Glücksfall, wie die 95-Jährige heute sagt: «Das Gesicht aus
Holz hat auf Anhieb perfekt zu unserem Prinzen gepasst. Wir wollten zur Sicherheit ein zweites Köpfchen produzieren lassen, doch das war nicht mehr dasselbe. Dieser Prinzen-Kopf ist einfach einmalig.» Trudi Loosli hat den kleinen Prinzen dann mit passendem Gewand ausgestattet – und so fand
«Le Petit Prince» Eingang ins Repertoire von Looslis Puppentheater. Mehrere Tausend Mal liess sie die Figur während der folgenden vierzig Jahre über die Bühne tänzeln. 1996 wurde Peter W. Loosli vom französischen Kulturminister zum «Chevalier de l’Ordre des Arts et des Lettres» ernannt, als Dank für die Ver- breitung französischen Kulturguts im deutschsprachigen Raum.
Charakterköpfe für die Bühne. Trudi Loosli ist gelernte Schneiderin. Sie kleidete die Marionetten und Handpuppen für die Stücke – darunter «Rumpel- stilzchen», «Pinocchio», «De Hans im Schnäggeloch» oder «Die Kinderbrücke» – aber nicht nur ein. Als ihr eine Tante eine grosse Menge hautfarbener Filzreste vermachte, stellte sie alsbald auch die Köpfe, Gesichter, Arme und Beine her. «Aus Filz nähte ich die verschiedensten Puppen. Die waren nicht so schwer wie die Holzmarionetten, was das Spiel erleichterte», erzählt sie. Die Schnittmuster dazu entwickelte sie selbst. Nähen musste sie das meiste von Hand, weil sich die Nähmaschine für diese Feinarbeit nicht eignete. «Ich habe immer besonders darauf geachtet, dass die Figuren lieblich wirken – und gleichzeitig Charakter haben. Bei unseren Puppen erkennt man von Weitem, ob es sich um die Gross- mutter oder das Rotkäppchen handelt», sagt Trudi nicht ohne Stolz. Etwas später hat sie für ihren Mann auch Handpuppen gemacht, damit er gewisse Aufführungen alleine präsentieren konnte. «Wir hatten ja auch noch vier Kinder grosszuziehen.»
Die Puppen tanzen auf dem Schiff. Inzwischen ist Trudi Loosli in einem Alters- und Pflegeheim am rechten Zürichseeufer daheim. Ihr Mann Peter W. ist vor über zehn Jahren verstorben. Doch die Puppen, die Trudi Loosli erschuf, tanzen noch immer: Seit 1999 hält Sohn Tobias Loosli mit seiner Frau Lois die Familien-tradition lebendig und lässt das Publikum in die Geschichte des kleinen Prinzen sowie von Muggestutz oder Illi, dem Landstreicher, eintauchen. Im Dezember vergangenen Jahres war Looslis Puppentheater sogar zweimal auf dem Schiff zu Gast: Am 4. und 11. Dezember spielten Tobias und Lois vor ausverkauften Rängen «De Hansdampf im Schnäggeloch». Wenn alles nach Plan läuft, werden auch heuer wieder die Puppen auf dem Schiff tanzen.
Und Trudi? Sie schwelgt noch etwas in den Erinnerungen an die Zeit ihres erfolg- reichen Puppentheaters. Wenn ihr Blick liebevoll zum kleinen Prinzen wandert, wie er da auf ihrem Schoss sitzt, so scheint es, als hätten die unsichtbaren Bande zwischen Marionette und Puppenführerin bis heute überdauert. sue
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