Page 24 - ZSG Bordmagazin 2024/2025

Der Unterwasser- detektiv
Auf dem Grund des Zürichsees liegen zahlreiche Schiffswracks. Adelrich Uhr und seine Kollegen von den Swiss Archeodivers bringen ihre Geheimisse und damit verbundene Schicksale an die Oberfläche.
Adelrich Uhr wollte schon als Kind nie etwas anderes, als den Geheimnissen des Sees auf den Grund gehen. Aber Berufstaucher zu werden, war keine Option.
Wer in die Welt der späten 1950er-Jahre hineingeboren wurde, lernte etwas Boden- ständiges, etwas «Rechtes». So wurde er Maschinenmechaniker. «Mich zog es aber immer ans Wasser», sagt der heute 63-jährige Hinwiler. Und so kam es, wie es kommen musste: Er absolvierte Tauchkurse, kaufte sich für ein Heidengeld seinen ersten Tauchanzug, wurde Tauchlehrer, gründete eine Tauchschule
für Kinder und sucht seither auf dem Grund des Zürichsees nach Geschichten, die sonst wohl für immer verborgen bleiben würden.
Diese Geschichten handeln von menschlichen Schicksalen und gesunkenen Schiffen. Die jüngste dreht sich um das Wrack eines Ledischiffs, das in 28 Metern Tiefe vor Feldmeilen liegt. «Wahrscheinlich war es eine dunkle, stürmische Nacht, wahrscheinlich hat jemand nicht aufgepasst, jedenfalls stiessen hier am 20. März 1906 zwei motorisierte Ledischiffe zusammen. Jenes, das mit Kies beladen war, sank sofort», erzählt Adelrich Uhr. Den Zeitungen war das damals nur eine Kurzmeldung wert, die schnell vergessen ging. Nun hat der Hobby- taucher zwar nicht das Schiff, dafür aber eine berührende Geschichte gehoben.
«Der Kanton hat vor Jahren den ganzen See elektronisch gescannt und ich durfte die Bilder interpretieren. Dabei fiel mir ein kleiner, etwas dunklerer Spot auf. Ein ungeübtes Auge hätte ihn vielleicht gar nicht bemerkt», sagt der heutige Klärmeister von Hombrechtikon. Adelrich Uhr tauchte und stiess auf die Über- reste eines Schiffes, das er anhand der Form und weiterer Details dem frühen
20. Jahrhundert zuordnen konnte. «Wenn ich ein Schiff entdecke, bin ich wie im Fieber. Ich will die Geschichte dahinter erforschen und bevor ich die nicht habe,