Page 25 - ZSG Bordmagazin 2024/2025

Skizze zum Untergang des Kies- schiffes von Johann Helbling, das Anfang des 20. Jahrhunderts versank und damit auch den Besitzer in den Konkurs riss.
finde ich keine Ruhe.» Zusammen mit seinen Freunden von den Swiss Archeo- divers mass er das Wrack aus, fotografierte und filmte es. Anschliessend tauchte er erneut ab, diesmal in die Archive. Er kämpfte sich durch mehrere Zeitungs- jahrgänge und stiess dann auf die erwähnte Pressemeldung. «Anhand der Lage, der typischen Schäden des Wracks und weiterer Details schälte sich folgende Geschichte heraus: Das Kiesschiff hatte einem Johann Helbling gehört. Das Schiff war nicht versichert gewesen und sein Untergang riss auch den Besitzer in den Konkurs.»
Adelrich Uhr hat nicht nur das Schicksal Helblings und dessen Schiff minutiös erforscht und dokumentiert. Im Archiv der Archeodivers liegen 20 weitere abgeschlossene «Fälle». Dazu hat er ein unglaublich reiches Wissen rund um die Schifffahrt auf dem Zürichsee gesammelt. «Anfang des letzten Jahrhunderts verkehrte eine ganze Armada von Ledischiffen auf dem See, meistens transpor- tierten sie Kies und Steine», erzählt er. «Es gab welche, auf denen während
der Fahrt Steinhauer ihrer Arbeit nachgingen. Die meisten Schiffe waren bereits motorisiert. Als mit dem Ersten Weltkrieg der Treibstoff knapp wurde, setzte man wieder auf Segel und Windkraft.» Auf dem Grund des Zürichsees liegen noch viele unbekannte Schicksale. Adelrich Uhr geht davon aus, dass in den letzten 250 Jahren rund 60 bis 80 Schiffe mit Mann und Maus untergingen. «Die meisten Schiffsleute jener Zeit konnten kaum schwimmen und sind ertrunken», sagt der Unterwasserdetektiv. Die Mannschaft des Helbling-Schiffs hatte mehr Glück:
Sie wurde gerettet. Helbling hat, wie Uhr weiter recherchierte, nach dem Konkurs im Luzernischen wieder Boden gefunden. Seine Nachkommen gehörten zu den Gründern der Baufirma KIBAG. Und Adelrich Uhr, der bald pensioniert wird, freut sich auf weitere Tauchgänge im See und in den Archiven. fb
Nostalgie
24/25
Foto: zVg, © Markus Inglin